Ludwig Kottmann
2020 Ägypten
Eine Reise, um den Winter zu entfliehen. Jetzt, im Januar ist es hier angenehme 22 bis 28 Grad warm. Sobald die Sonne untergeht, wird's kalt. Die Luft ist trocken, das ist das richtige Klima für meine Knochen. Und jeden Tag Sonne - das ist Winter. Diesmal verzichten wir auf das geschichtsträchtige Besuchsprogramm - Entspannung pur ist angesagt. Auf dem Sonnendeck unserer schwimmenden Herberge saugen wir die Flusslandschaft in uns auf. Am Ufer pulsiert das Leben. Mensch und Tier versammeln sich hier. Die Dörfer sehen anders aus, als bei uns. Anstelle eines Kirchturms ragen schmale Minarette in den Himmel. Die Häuser haben keine Dächer, dafür aber wohnliche Dachterrassen. Das Straßenbild wird geprägt von Kutschen und vielen Tucktucks, den kleinen dreirädrigen Minitaxis. In den größeren Orten und Städten hat sich das Stadtbild gewaltig verändert - anstelle der einfachen Hütten entstehen große Neubausiedlungen. Momentan sind es nur Stahlbetongerippe, die anschließend mit einfachen Ziegeln vermauert werden. Das Leben an Bord ist angenehm entspannend. Ein Boy läuft durch alle Flure und lädt uns mit seiner Glocke zum Essen ein. Der "fife-o'clock-tea" wird täglich auf dem Sonnendeck zelebriert. Mit unseren Tischnachbarn haben wir neue Erfahrungen gesammelt. An unserem Tisch sitzt ein Gefängniswärter, zwei Männer, die miteinander verheiratet sind, ein lautstarkes Raubein, der alles besser weiß, ein ganz liebes Ehepaar aus Brandenburg und wir. Trotz allem - irgendwie harmonierts mit unserer Mischung. Sehr beeindruckend war der Besuch eines nubischen Dorfes. Alles bunte Häuser. Die Sandwüste reicht bis ans Nilufer. Die dunkelhäutigen Menschen leben hier abgeschieden von der Zivilisation mit ihren Kamelen und Kleintieren. Ein bisschen Romantik muss sein - eine Kutschfahrt durch Luxor. Nach hundert Metern Kutschfahrt kamen wir zwischen die Fronten zweier Kutscherclans. Das war Spannung wie im Wildwestfilm. Die zwei Häuptlingclans führten eine harte und laute Auseinandersetzung - wie zwei Kampfhähne. Auf beiden Straßenseiten warteten die Kutschen der jeweiligen Partei. Wir wurden gezwungen auf die Kutschen der Konkurrenz umzusteigen. Jetzt ist Schluss mit Nilkreuzfahrt - ab in den Superfaulenzerurlaub an's Rote Meer. Wir fahren mit dem klimatisierten Bus fünfeinhalb Stunden durch die Wüste. Beim letzten mal sind wir noch von Luxor nach Hurgarda geflogen - heute verbindet eine moderne Autobahn die beiden Städte. Dazwischen kein Ort, nur Beduinenhütten, Sand und Berge. Wir erreichen Makadi-Bay am Roten Meer. Hotel macht guten Eindruck - auf den Dächern Photovoltaik und Warmwasserkollektoren, große Parkanlage. Es gibt sogar Gemüseanbau und Obstbäume. Waren wir auf dem Schiff ca. 100 Gäste, die vom Personal bestens verwöhnt wurden, so sind hier mehrere Hundert, die in einer großen, nüchtern ausgestatten Halle abgespeist werden. Es weht ein kalter Wind und der Wüstensand fegt durch die Straßen. Der Strand ist fast leer, nur wir und noch ein paar von unserer Sorte, treffen sich am Strand.am wolkenlosen Himmel. Jeden Tag blauer Himmel und es gibt zwei Möglichkeiten, den Tag zu gestalten. Entweder am Hotelpool mit viel Lärm, die Liegen eng beieinander, einem lautstarken Animationsteam und Discomusik Oder Am Strand mit eigenem Sonnenschirm, Windabweiser, fernem Menschengemurmel, und das Rauschen des Meeres und natürlich den Sand an den Füssen. Das ist Entspannung pur - das ist träumen. Aber am schönsten ist´s doch zuhause.