2024
Liebe Homepageleser
Manchmal ist es ratsam, die augenblickliche Lebenssituation auf möglichen zukünftigen Entwicklungen zu
überdenken.
Wir leben hier im Paradies – genügend Wohnraum, einen von außen nicht einsehbarem Innenhof und einen
nicht zu großen Garten. In den Nebengebäuden, wie Schuppen, Schweinestall, Hühnerstall, Taubenschlag
und Werkstatt, lässt sich im Laufe der Jahre einiges ansammeln. Mit den Menschen drumherum leben wir
in friedlicher Eintracht. Wir sind hier glücklich und zufrieden - hier auf unserem Schloss Koko in der
Lilienstraße.
Und trotzdem macht man sich Gedanken, wie es mit uns weitergeht, wenn im Spätherbst unseres Lebens
die Kräfte nachlassen.
Also, wir haben beschlossen, unser Paradies aufzugeben und neue Ufer anzusteuern.
Keine Angst, wir gehen nicht nach Kanada, Südafrika oder auf die Kanaren (unsere Traumziele), sondern
bleiben im Ort.
Wir werden im Herbst in ein Mehrgenerationenhaus umziehen. In die 90-qm-Wohnung können wir nur das
mitnehmen, was wir wirklich brauchen. Alles ist in einer Ebene. Mit dem Fahrstuhl geht es in die
Tiefgarage. Zwei Supermärkte, ein Drogeriemarkt und eine Bankfiliale sind in unmittelbarer Nähe – alles
fußläufig. Eine Arztpraxis entsteht im Nabengebäude. Auf gleichem Grundstück ist eine Seniorenresidenz
im Bau. Wir bleiben im Ort und treffen in den Supermärkten auf all die liebgewordenen Menschen, die wir
in den letzten 14 Jahren hier kennengelernt haben.
Bis zum Umzug gibt es noch viel zu tun – packen wir´s an.
………….
Das Haus ist verkauft
Wir haben bisher unsere Immobilien selbst verkauft. Aber das war uns jetzt zu stressig. Ein Makler hat
unser Anwesen geschätzt, einen schönen Internetauftritt gebastelt und beim ersten Besuchstermin (es
kamen 6 Interessenten) hat es geklappt.
Eine junge Familie mit eineinhalb Kindern stand vor uns – genauso alt, wie wir damals unser Haus gebaut
haben, und genauso alt, wie unser Sohn Marcus sein Haus gekauft hat. Bis zum Notar hat es ein bisschen
gedauert, jetzt ist alles in trockenen Tüchern.
Die junge Familie steckt voller großer Umbaupläne und wartet auf den Tag, an dem wir endlich ausziehen.
So erging es uns, als wir damals unser Haus geplant und gebaut haben.
……….
Der Termin für den Umzug steht fest – jetzt beginnt der Countdown für die Umzugsvorbereitungen.
Wir sind am Räumen. Vor dem Haus haben wir einen Geschenktisch aufgestellt, mit allen Dingen, die
vielleicht noch jemand gebrauchen kann. Es ist reichlich davon Gebrauch gemacht worden.
……..
In den schlaflosen (Wachphasen) Nächten kommen Gedanken auf, welche Probleme noch auftreten können
und ob der zeitliche Ablauf zu bewältigen ist.
Irgendwie schaffen war das. Rosi ist voller Zuversicht und ich will meine „To- Due- Liste“ vorzeitig
abgearbeitet haben.
…………..
Stressphase beginnt - Keller, Dachboden, Werkstatt, Schuppen werden entrümpelt und der Rest verpackt.
Wehe, man braucht was davon, was in den vielen Kartons verstaut ist.
…………
Der Umzug beginnt wie ein Blitzschlag. Wir konnten nur noch zuschauen. Innerhalb weniger Stunden war
das Haus ausgeräumt und die Küche abgebaut. Am Abend war das Schlafzimmer bereit für die erste
Nacht im neuen Heim. Am zweiten Tag wurde die Küche komplett umgebaut. Es war wie im Kino - wir
konnten den Möbelpackern nur noch zuschauen. Am 3. Umzugstag war der Film zu Ende
und wir saßen in unserer neuen Heimat.
na ja, alles einräumen, noch paarmal umräumen, suchen und wiederfinden. Jetzt ist alles auf dem richtigen
(endgültigen) Platz.
……………
Jetzt wohnen wir schon einige Wochen in diesem Haus. Die Stille ist unheimlich. Wir schauen von unserem
Schlafzimmer direkt auf den Mitarbeiterparkplatz des Rathauses. Liege morgens noch im Bett und warte
auf die ersten Geräusche vom Parkplatz. Es ist absolut still. Kurz vor 9 Uhr schalte ich den Rollladen an -
und vor mir eröffnet sich ein komplett belegter Parkplatz und die Leute mitten in der Arbeit. Wo sind die
Geräusche geblieben? Im Schloss Koko (Baujahr 1933) in der Lilienstraße war unser Schlafzimmer zur
Straßenseite.
Da gab es zur unpassenden Zeit das Gurren der Tauben von den großen Kastanienbäume,
da gab es jeden Morgen um 7 Uhr ein superstarkes Läuten, da muss der letzte Mensch wach werden.
da gab es Fahrer, die zur Nachtschicht fahren - zuerst ein leises Geräusch, das bis unter unserem
Schlafzimmer immer lauter wurde und dann wieder verblasste,
und da gab´s kurz vor Acht den Run der Kindergartenkinder, die mit ihren Rollern ein bisschen Lärm
verursachten.
Da war man wach und jetzt muss man sich den Wecker stellen.
Der Umzug war eine gute Entscheidung. Es war höchste Zeit noch rechtzeitig zu wechseln. Wir genießen
all die Annehmlichkeiten, die die unmittelbare Nähe zu einem Einkaufszentrum mit sich bringen. Wir
warten schon auf die neuen Ärzte, die im Januar im Vorderhaus einziehen. Und, wenn gar nichts mehr
geht, gibt es noch auf gleichem Gelände ein Seniorenwohnstift.
Dies ist meine letzte Botschaft an meine Umwelt.
Mein körperlicher Zustand wird nicht besser. Jammern nützt nichts und über Krankheiten will ich Euch
nicht berichten. Ich bin dankbar über jeden Tag, den ich mit Rosi noch erleben darf.
Lebt wohl
euer Ludwig
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